St.-Johannes-Kirche

Als 1057 die St. Johannes-Kirche in Wiefelstede als älteste Kirche des Ammerlandes geweiht wurde, war sie zunächst Gau- und Sendkirche für den gesamten Ammergau bis nach Hatten. Lange blieb sie Mutterkirche der später errichteten weiteren Kirchen im Ammerland. Sie ist Johannes dem Täufer und der heiligen Radegunde geweiht.

Die noch heute erhaltenen ältesten Bauteile sind die Apsis im Osten und die durch Findlinge kenntlichen Teile der Außenmauern. Später wurde die Kirche durch Scheinquader und Steine im Klosterformat umgebaut und erweitert. Der Westturm ist mehrmals eingestürzt. 

Die 1503 und 1507 gegossenen Glocken hängen im repräsentativen Torturm, der gegen Ende des 15. Jahrhunderts für das Ammerland typischer Weise getrennt vom Kirchengebäude erbaut wurde.

Im Chorraum der Kirche steht über einer Predella mit einem Abendmahlsbild aus dem 17. Jahrhundert ein spätmittelalterlicher Flügelaltar, der um 1520 nach Albrecht Dürers Kupferstichpassion gestaltet wurde und von einem Vortragekreuz (Ende des 14. Jahrhunderts) bekrönt wird.

Taufschalenträger und Kanzel sind von Oldenburger Künstlern 1637 bzw. 1644 geschnitzt worden.

1730 baute der Hannoveraner Orgelbauer Christian Vater die Orgel mit 18 Registern ein, von denen heute 8 noch im Original erhalten und 10 originalgetreu 2011-2014 durch Henk van Eeken, Herwijnen/Niederlande restauriert worden sind. Sie ist niedersächsisches Landeskulturdenkmal und Referenzinstrument der Orgelbaukunst des Barock im nordwesteuropäischen Raum.

In der Kirche haben sich drei alte Kirchenstühle erhalten, zwei davon im Altarraum. An der Nordwand befindet sich der Stuhl der ehemaligen Landesherrschaft, wie er in jeder Pfarrkirche vorhanden sein musste. Das bekrönte Monogramm verweist auf den dänischen König Christian VI. (1730-46), der damals auch hier der Landesherr war. Gegenüber steht ein entsprechender Stuhl, der den Kirchenjuraten vorbehalten war. An der Rückwand zum Turm befindet sich der Kirchenstuhl des Junkers Wolf von Böselager, der auch bei der Anschaffung der Orgel eine bedeutende Rolle spielte. 

Der Volksmund erzählt die folgende Legende: Vor langen, langen Jahren, als in der Wiefelsteder Kirche noch keine Orgel war, gab sich der damalige Lehrer und Vorsänger, der gern Organist werden wollte, viele Mühe, eine Orgel zu bekommen. Nachdem alles andere fehlgeschlagen, schickte er einen Zettel aus, der sollte bei den wohlhabendsten Leuten der Gemeinde umgehen, damit diese freiwillig Beiträge zeichneten. Der Zettel ging zuerst an den Junker von Böselager in Lehe und kam erst nach drei Jahren an den Lehrer zurück. Da hatte der von Böselager 30 Taler gezeichnet, sonst aber niemand. Inzwischen war der von Böselager gestorben und hatte lachende Erben hinterlassen. Da machte der Lehrer hinter die 30 noch eine Null, so daß es hieß 300 Taler. Die Erben zahlten diese Summe aus, und dafür ward dann die erste Orgel der Wiefelsteder Kirche angeschafft. (nach Ludwig Strackerjan)

Der Quellenlage hält diese Legende allerdings nicht stand. Wolf von Böselager, Major auf Gut Lehe nördlich von Wiefelstede, vermachte 1727 der Kirchengemeinde in einem schriftlichen Vermächtnis 300 Reichstaler zum Bau einer Orgel und erhielt dafür sein Erbbegräbnis im Gang unter der Westempore vor seinem Kirchenstuhl und die Erlaubnis, Wappen, Degen und Fahne in der Kirche ausstellen zu lassen. Die Kirchengemeinde hatte dann für die Orgel noch weitere 444 Reichstaler zu sammeln. Einige Wiefelsteder einfachen Gemüts konnten sich nicht vorstellen, dass ein einzelner Mann eine so hohe Summe stiften konnte. So kam es zur Bildung der Legende.

Kirchstr. 6
26215 Wiefelstede
Deutschland
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