St.-Johannes-Kirche

St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn

Diese Kirche am Ufer des Zwischenahner Meeres zählt zu den ältesten des Ammerlandes. Sie wurde 1124 vom Grafen von Oldenburg gegründet und vom Abt des Klosters Rastede „in honorem St. Johannis Baptistae“ (Johannes dem Täufer) geweiht. Schon der erste Blick zeigt, dass das mittelalterliche Bauwerk mehrfach umgestaltet und erweitert wurde. Heute zeigt sich das Gebäude im wesentlich im romanischen Stil mit gotischen Erweiterungen.

Hierfür verwendete man zunächst Findlinge und Granitquader. Schon beim Bau des Kirchturms um 1200 kamen auch Backsteine zum Einsatz – eines der frühesten Zeugnisse dieser Bauart in Niedersachsen. Markant ist die äußere Gliederung dieses Turmes in drei Geschosse durch Friese in der Form des „Deutschen Bandes“ – über Eck gesetzte Backsteine.

Im späten 15. Jahrhundert wurde der abseits stehende Tor- und Glockenturm errichtet. Erstaunlich wirkt heute, dass die Toröffnung nicht auf die Kirchentür zuführt, sondern neben das Gebäude leitet. Grund ist wohl, dass heute längst abgerissene Gebäude früher eine Gasse bildeten, an dessen Ende der Torturm stand. Von den ursprünglichen Glocken blieb die „St. Anna“ aus dem Jahre 1489 erhalten. Weitere Glocken mussten im Ersten und Zweiten Weltkrieg abgeliefert werden und wurden durch 1956 angeschaffte Stahlgussglocken ersetzt. 

Der Weg in das Gotteshaus führt durch einen 1888 im historisierenden Stil errichteten Vorbau. Die auf den Altar ausgerichtete Ausstattung der Kirche zeigt heute das typische Bild einer protestantischen Predigtkirche. Der Einführung des lutherischen Bekenntnisses folgte nach 1529 schrittweise die Ausprägung konfessioneller Besonderheiten. Von mehreren, wohl vier Altären blieb nur der Hauptaltar, ein prächtiger gotischer Flügelaltar aus Eichenholz aus den Jahren 1520-25. Die Emporen wurden ab 1662 von hiesigen Handwerksmeistern angefertigt und eingebaut. Deren Bemalung stammt von einem kunstfertigen Lehrer aus dem nahen Elmendorf. Die barocke Kanzel stammt von Tonnies Mahler, einem Schüler von Ludwig Münstermann und wurde 1653 gefertigt. Die Gliederung der Kirche war jetzt in der Hauptsache auf die Predigt ausgerichtet, nicht mehr auf die katholische Liturgie. 

Das Fresko "Das Jüngste Gericht" über dem Altar im Chorgewölbe wurde 1512 gefertigt. Jahrhundertelang war dieses Kunstwerk weiß übergestrichen, bevor es 1904 vom Kirchenmaler Wilhelm Morisse freigelegt und restauriert wurde.

Der Flügelaltar der St. Johannes-Kirche

Wahrscheinlich war es ein uns unbekannter Künstler aus dem Osnabrücker Land, der diesen Altar um 1520-25 geschnitzt hat – also noch in vorreformatorischer Zeit.

Flügelaltäre haben den Sinn, in der Passionszeit zugeklappt zu werden. Dann bleiben nur Bilder sichtbar, die nicht mit der Kreuzigung und österlichem Geschehen verbunden sind.

Auf der Altarrückseite in dieser Kirche sind auf zwei Tafelbildern das Gastmahl des Herodes (Enthauptung Johannes des Täufers) und die Anbetung der Heiligen Drei Könige dargestellt. 

Die Vorderseite ist gegliedert in den zentralen „Schrein“ mit der Hauptdarstellung der Kreuzigung und jeweils zwei kleinen Feldern an den Seiten sowie die „Flügel“ mit je vier Bildfeldern. Getragen wird der Altar von der „Predella“ mit den Statuetten der zwölf Apostel. Sie sind an ihren Attributen zu erkennen. Die farbige Fassung ist nicht mehr im Original erhalten sondern wurde im Jahre 1780 aufgetragen und 1974 restauriert.

Die sechs Bilder links vom Hauptbild zeigen

  • das letzte Abendmahl
  • den Verrat des Judas und die Gefangennahme Jesu
  • Jesus vor dem Hohen Rat
  • die Geißelung
  • die Dornenkrönung und Verspottung
  • die Kreuztragung

Das Hauptbild mit der Kreuzigung ist das mit Abstand figurenreichste und größte Bildwerk. Man zählt über 50 im Vollrelief geschnitzte Personen, die das in den Evangelien berichtete vielschichtige Geschehen darstellen.

Rechts davon werden dargestellt

  • die Kreuzabnahme und Grablegung
  • die Auferstehung und Höllenfahrt
  • die Himmelfahrt
  • Pfingsten
  • der Tod Mariens
  • das jüngste Gericht 

Die auf der Rückseite dargestellten Szenen erinnern an die große Bedeutung Marias und des Namenspatrons Johannes für die spätmittelalterliche, vorreformatorische  Zwischenahner Kirche.

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